Nasenabstriche wie am Schnürchen
bjö Buschhütten. „Von Samstag haben wir gelernt: Uns kann nichts mehr erschüttern“, vermeldet Frank Edelhoff am Sonntagvormittag, während er bereits wieder im „Drive-In“ in Buschhütten neue Daten in die Registrier-Software des Laptops tippt. Der Vorsitzende des DRK-Ortsvereins Kreuztal verbreitet spürbaren Optimismus nach der medizinisch absolut erfolgreichen, aber buchstäblich „verhagelten“ Premiere des ab sofort dauerhaft verfügbaren Corona-Testzentrums an der Turn- und Festhalle in Buschhütten: Die Wetterkapriolen sorgten nicht nur für eisige Fingerspitzen bei den Testerinnen, sondern auch für Windböen, die den neu beschafften Zelthimmel einmal so in den Griff nahmen, dass alle Umstehenden mit Muskelkraft ein Abheben des „Drive-In“ verhindern mussten. Doch nicht genug der äußeren Widrigkeiten, mit denen die Rotkreuzler aus dem Stadtgebiet Kreuztal ein vorbildliches Exempel gut funktionierender Ehrenamtlichkeit statuierten: Die vom DRK kreisweit genutzte Software für die An- und Rückmeldungen auf digitalem Wege streikte zeitweise mehrfach – die Nutzer vermuteten eine Server-Überlastung. Doch der Aufwand lohnte sich in jedem Fall: 205 Frauen und Männer nutzten am ersten Testtag in Buschhütten die Möglichkeit, sich einem POC-Schnelltest zu unterziehen; 120 von ihnen hatten sich zuvor angemeldet, die anderen wurden in ihrer Hoffnung bestätigt, „zwischendurch“ ohne vereinbarten Termin drangenommen werden zu können. Alle Testungen endeten mit einem negativen Ergebnis.
Mit gelbem Blinklicht auf dem Dach seines Firmenwagens fuhr Michael Philipp am frühen Nachmittag in den Drive-In ein, händigte einem Rotkreuzler dankend zwei Tüten Schokoeier aus und begrüßte das Team mit der Erklärung, dass er gleich seine Firmenbelegschaft mitgebracht habe, die hinter ihm warte. Der Handwerker, der die Testmöglichkeit in zehn Meter Entfernung von seinem Firmensitz, einem Haustechnik-Betrieb, nutzte, gehörte zur typischen „Kundschaft“ des Buschhüttener Testzentrums, die den Ehrenamtlichen mit Dankbarkeit und Respekt begegneten. Um 11 Uhr fuhr auch Kreuztals Bürgermeister Walter Kiß vor, um sich von Ann-Christin Meier „nasopharyngeal“, also mit einem Stäbchen durch die Nase, testen zu lassen. Anschließend nahm er sich Zeit, um den Helferinnen und Helfern in den Räumen im Untergeschoss der Turn- und Festhalle bei ihrer Arbeit über die Schulter zu schauen: Er lobte diese sinnvolle Ergänzung zu den Testangeboten von Hausärzten und Apotheken: „Das ist einmalig und geht nur mit Ehrenamt.“ Derweil piepten auf einer Tischreihe nebenan zwölf Stoppuhren laufender Testungen nach jeweils 20-minütiger Einwirkzeit in den Teststäbchen. Sobald ein Ergebnis vorlag, schickten die Helfer das Ergebnis per E-Mail auf die digitale Reise zum Empfänger, wahlweise auch per Telefon: „Ich habe eine positive Nachricht für Sie: Sie sind negativ.“
Vier Testungen pro zehn Minuten hatte sich der DRK-Ortsverband als eigenes Zeitraster vorgegeben, um lange Schlangen am Drive-In zu verhindern: Doch die reibungslose Organisation offenbarte, dass das System auch für noch höhere Schlagzahlen gewappnet ist. Die Kreuztaler Rotkreuzler wollen das Testangebot „so lang aufrechterhalten, wie es erforderlich ist“, stellt Frank Edelhoff klar – verfügbares Personal vorausgesetzt. Doch es stellt sich heraus, dass Corona die Motivation zum Helfen auch im DRK beflügelt: Die 20-jährige Natalie Winkler, groß geworden im Jugendrotkreuz Littfeld, hat nach einer längeren „DRK-Pause“ wieder der Eifer gepackt: Sie meldete sich im Testzentrum zum Helfen. Und die stv. Rotkreuzleiterin Melanie Wunderlich stellte nach drei Stunden Arbeit unter Schutzanzug, Brille, Visier und Mundschutz für sich zufrieden fest: „Ein schönes Gefühl, helfen zu können.“
Wer fortan die Gelegenheit nutzen möchte, sich in einem Testzentrum des Deutschen Roten Kreuzes im Kreis Siegen-Wittgenstein einem Corona-Schnelltest zu unterziehen, findet unter www.siegen-wittgenstein.drk.de im Untermenü von „Unsere Angebote“ eine Übersicht über die Terminreservierung bei zurzeit elf Teststationen in Siegen, Kreuztal, Netphen, Hilchenbach, Burbach, Bad Laasphe und Wilnsdorf. Voranmeldungen verhindern längere Wartezeiten vor Ort und verlagern die nötige Eingabe von persönlichen Daten auf den Anmeldevorgang online. Rund eine halbe Stunde nach dem Test erhalten die Getesten eine E-Mail mit dem Ergebnis.
Bild und Text: Björn Hadem, Siegener Zeitung